Warum der Heilige Hubertus bis heute die Jägerherzen bewegt
- Hans ARC
- 3. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Es ist jener Moment im Jahr, an dem die Jagd innehält. Wenn Nebel über den Feldern liegt, das Horn erklingt und die Sonne flach durch die kahlen Äste bricht – dann ist Hubertustag. Der 3. November gilt seit Jahrhunderten als Feiertag der Jäger, als Tag der Besinnung, der Erinnerung und der Demut. Er ist mehr als ein kirchlicher Gedenktag – er ist eine Haltung.
Der Bekehrte
Die Legende erzählt von Hubertus, einem adeligen Jäger aus dem 7. Jahrhundert. Er jagte wild und leidenschaftlich – bis ihm an einem Karfreitag ein Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz zwischen dem Geweih erschien. Eine Vision, die ihn veränderte. Hubertus legte Bogen und Speer nieder, wurde Priester und später Bischof von Lüttich. Sein Leben wurde Sinnbild für die Wandlung des Jägers – vom bloßen Schützen zum Bewahrer des Lebens.
Zwischen Schuss und Stille
Der Hubertustag ist kein Tag des Triumphs, sondern der Reflexion. In vielen Regionen Österreichs und Deutschlands ziehen Jäger in grüner Tracht zur Hubertusmesse, begleitet von Bläsergruppen und Fackeln. Es wird nicht nur gebetet – es wird gelauscht. Auf das, was die Jagd im Innersten ausmacht: Achtung vor dem Wild, Verantwortung gegenüber der Schöpfung und die Bereitschaft, die Stille zwischen den Schüssen auszuhalten.
„Die Hubertuslegende erinnert uns daran, dass Jagd nicht nur das Nehmen, sondern vor allem das Verstehen bedeutet“, sagt ein alter Jäger, der jedes Jahr zur Hubertusmesse aufbricht – „weil man dabei spürt, dass wir Teil eines alten, ehrwürdigen Kreises sind.“
Der Geist der Jagd
Auch heute noch ist der heilige Hubertus Schutzpatron der Jäger, Forstleute, Falkner und Hunde. Seine Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch die Jagdkultur Europas – von Kapellen, geschnitzten Hirschen über Kirchenfenster bis zu Orden und Gedenkplaketten. Selbst moderne Jäger, die mit Wärmebild und Carbonlauf auf die Pirsch gehen, halten inne, wenn das Hubertuslied erklingt.
Denn Jagd ist nicht nur Technik. Sie ist Tradition, Gefühl – und Erinnerung an jene innere Stimme, die sagt: „Schieß nicht, wenn dein Herz nicht ruhig ist.“
Ein Tag für die Seele
Am 3. November geht es also nicht um Beute, sondern um Bewusstsein. Um das, was „Schuss & Stille“ ausmacht – das Gleichgewicht zwischen Jagdleidenschaft und innerer Ruhe. In einer Zeit, in der die Jagd immer wieder in der Kritik steht, zeigt der Hubertustag, dass sie mehr ist als nur ein Handwerk: Sie ist eine Lebenshaltung.
Und vielleicht liegt genau darin das Geheimnis dieses alten Feiertags – dass er uns jedes Jahr daran erinnert, warum wir hinausgehen: nicht, um zu töten, sondern um zu verstehen.
„O heiliger Hubertus, steh uns bei, dass wir in Ehrfurcht jagen und in Demut handeln.“




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