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Was passiert in unserem Kopf, wenn wir jagen?

Aktualisiert: vor 4 Tagen

Die Jagd ist heute nicht mehr überlebensnotwendig, dennoch übt sie eine enorme Faszination auf uns aus.
Die Jagd ist heute nicht mehr überlebensnotwendig, dennoch übt sie eine enorme Faszination auf uns aus.

Der Jagdinstinkt im Menschen


Jagen ist so alt wie die Menschheit selbst. Jahrtausende lang hing unser Überleben direkt davon ab, ob wir Wild aufspüren, erlegen und verwerten konnten. Heute ist Jagd in unseren Breiten nicht mehr überlebensnotwendig – und doch übt sie eine enorme Faszination aus.


Was steckt dahinter? Warum spüren wir dieses Kribbeln, wenn wir dem Wild begegnen, warum schlagen Herz und Puls höher, wenn der Finger am Abzug liegt? Die Antwort findet sich in unserem Kopf – genauer gesagt in der Psychologie und Neurobiologie des Menschen.


Das Erwachen uralter Instinkte


Die Jagd ruft in uns Verhaltensmuster wach, die über hunderttausende Jahre geprägt wurden. Neurowissenschaftler sprechen hier vom „archaischen Gehirnprogramm“. Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler – und die Fähigkeit, Wild zu erkennen, zu verfolgen und zu erlegen, entschied über Leben und Tod.


Wenn wir heute einem Rehbock oder einem Hirsch gegenüberstehen, aktiviert unser Gehirn unbewusst genau diese alten Schaltkreise: Aufmerksamkeit, Fokussierung, Bewegungssteuerung. Jagd ist somit nicht nur ein Hobby, sondern auch ein Rückgriff auf tief verankerte Überlebensinstinkte.


Hormone im Jagdmoment


Psychologisch besonders spannend ist der Blick auf die Neurochemie:


  • Adrenalin: Sobald wir Wild sehen, steigt der Adrenalinspiegel. Herzfrequenz und Atem beschleunigen sich, die Muskeln sind auf Kampf oder Flucht vorbereitet – oder eben auf den Schuss.

  • Dopamin: Das „Belohnungshormon“ sorgt für das Glücksgefühl, wenn der Plan aufgeht. Schon die Erwartung auf Jagderfolg kann Dopamin freisetzen – ähnlich wie bei Sportlern.

  • Cortisol: Als Stresshormon steigert es kurzfristig die Leistungsfähigkeit, kann aber bei zu hoher Nervosität zum „Mucken“ führen.

  • Endorphine: Nach dem Schuss – ob erfolgreich oder nicht – treten oft Endorphine auf, die ein Gefühl von Entspannung und Euphorie erzeugen.


Diese Mischung ist einzigartig – und macht den Jagdmoment zu einem der intensivsten emotionalen Erlebnisse überhaupt.


Jagd als Flow-Erlebnis


Viele Jäger kennen den Zustand völliger Vertiefung: Geräusche werden intensiver, Zeit scheint langsamer zu vergehen, Gedanken an Alltag und Sorgen treten in den Hintergrund. Die Psychologie spricht hier vom Flow-Erleben – einem Zustand höchster Konzentration und zugleich innerer Gelassenheit.


Die Pirsch oder das Ansitzen kann so zu einer Form der Achtsamkeitsübung werden: Der Jäger ist ganz im Hier und Jetzt, verbunden mit der Natur, den Sinnen und sich selbst.


Die emotionale Seite


Neben der Biologie spielt auch die Psychologie des Erlebens eine Rolle. Jagd bedeutet Verantwortung und fordert eine ständige Auseinandersetzung mit Moral, Ethik und Respekt. Jeder Schuss ist auch ein emotionaler Einschnitt.


  • Vor dem Schuss: Spannung, Unsicherheit, Erwartung.

  • Im Schuss: völlige Fokussierung, „Tunnelblick“.

  • Nach dem Schuss: Erleichterung, Dankbarkeit, manchmal auch Zweifel.


Diese emotionale Achterbahn ist Teil dessen, was Jagd so besonders macht – und sie prägt die Seele des Jägers langfristig.


Die Jagd fasziniert heute mehr denn je, umso wichtiger ist es, Traditionen zu bewahren.
Die Jagd fasziniert heute mehr denn je, umso wichtiger ist es, Traditionen zu bewahren.

Der Jagdinstinkt im Menschen ist kein Relikt aus der Steinzeit, sondern tief in uns verwurzelt!


Wenn wir jagen, knüpfen wir an uralte Muster an – und erleben zugleich moderne psychologische Phänomene wie Flow, Achtsamkeit und Emotionsregulation. In uns arbeiten Hormone, Instinkte und Gedanken Hand in Hand.


Jagd ist daher mehr als Beute machen. Sie ist ein Spiegel unserer Menschlichkeit: ein Spiel aus Trieb und Verstand, aus Schuss und Stille.



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