Wo auf der Welt die Jagdprüfung am härtesten ist
- Hans ARC
- 7. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Sept.

Die „grüne Matura“ und seine Geschwister
Die Jagd ist in vielen Ländern mehr als ein Handwerk – sie ist Tradition, Verantwortung und oft auch eine Lebensschule. Wer Jäger werden will, muss eine Hürde nehmen: die Jagdprüfung. Doch die Anforderungen unterscheiden sich weltweit dramatisch. Während man in manchen Ländern nach wenigen Stunden Theorie schon ins Revier darf, verlangt man anderswo monatelange Vorbereitung, eiserne Disziplin und eine breite Wissensbasis.
Deutschland: Das „grüne Abitur“
In Deutschland gilt die Jägerprüfung seit Jahrzehnten als das „grüne Abitur“. Drei Prüfungsteile – Schießen, schriftlich, mündlich-praktisch – werden in vielen Bundesländern an drei Tagen abgehalten. Die Themenbreite reicht von Wildbiologie, Naturschutz, Waffenrecht bis hin zu Hundewesen und Wildbrethygiene. Rund 25 Prozent aller Jagdinteressierten scheitern beim ersten Versuch – nicht selten, weil neben Fachwissen auch Praxis und Stressresistenz gefordert sind.
Schweiz: Strenge Kantone, strenge Regeln
In der Schweiz entscheidet jeder Kanton selbst über den Weg zur Jagd. Besonders streng: Wallis und Graubünden.
Im Wallis ist eine zweijährige Ausbildung Pflicht, ehe man überhaupt zur Prüfung zugelassen wird.
In Graubünden dauert die Ausbildung bis zu 16 Monate, mit umfangreicher Praxis und strengen Prüfungen.
Wer hier besteht, ist Jäger durch und durch. Dazu kommen klare Waffenvorschriften, wie etwa 10,3 mm Kaliber auf der Hochjagd in Graubünden und obligatorische Nachsuche-Regeln – ein Hinweis darauf, wie stark Verantwortung und Gesetz miteinander verflochten sind.
Polen: Staatlich und streng
Auch Polen verlangt von angehenden Jägern einiges: Mehrstufige Prüfungen mit Theoriefragen, Schießübungen und praktische Kontrollen. Ohne den Verband Polnischer Jäger geht gar nichts – die Jagd ist hier fest in staatlich-verbandsrechtliche Strukturen eingebettet.
Skandinavien: Der laufende Elch
In Schweden und Norwegen sind die Theorieteile kürzer als in Deutschland oder der Schweiz, dafür ist das Schießen knallhart. Wer beim laufenden Elch auf 80 Meter nicht trifft, fällt durch. Diese Prüfungen sind psychologisch besonders heikel: Ein einziger nervöser Moment am Drückjagdstand kann alles kosten.
Frankreich, USA, UK: Vergleichsweise leicht
In Frankreich dauert die Prüfung einen Tag, mit Theoriefragen und einem Parcours. In den USA gibt es Hunter Education-Kurse, die oft online absolviert werden können, manchmal in nur 7–10 Stunden. In Großbritannien ist ein Jagdschein nicht verpflichtend, der freiwillige Deer Stalking Certificate gilt aber als Qualitätsnachweis.
Österreich: Vielfalt im Föderalismus
Und wie sieht es daheim aus? In Österreich ist die Jagd Landessache – jedes Bundesland hat seine eigene Jagdprüfung.

Kärnten: Strenge Praxisanteile, viel Gewicht auf Wildbiologie, Wildhygiene und Hundewesen. Besonders hoch ist der Stellenwert der Schussprüfung und der Waffenkunde.
Tirol & Salzburg: Klassiker des Alpenraums – detaillierte Kenntnisse über Gams, Steinwild und Lawinenkunde sind hier Pflicht.
Steiermark und Oberösterreich: Starker Fokus auf Wald und Wildschäden – das Miteinander mit der Forstwirtschaft prägt die Ausbildung.
Niederösterreich, Wien & Burgenland: Weitläufige Felder und Niederwild – die Prüfungen betonen Rebhuhn, Fasan und Hasenjagd.
Vorarlberg: Enge Anlehnung an die Schweiz – viel Praxis, hohe Anforderungen an Waffensicherheit.
Allen gemeinsam ist, dass Theorie, Praxis und Schießen kombiniert werden – aber der Schwerpunkt verschiebt sich mit der Landschaft. Im Alpenraum liegt er auf Hochgebirgswild, im Osten auf Niederwild und Feldrevieren.
In Österreich ist außerdem die Zulassung zur Jagdprüfung je nach Bundesland unterschiedlich geregelt: Während in Oberösterreich und der Steiermark bereits 15-Jährige zur Prüfung antreten dürfen, liegt das Mindestalter in Kärnten, Salzburg und Niederösterreich bei 16 Jahren.
Im Burgenland ist der Antritt ebenfalls ab 18 möglich, mit elterlicher und behördlicher Ermächtigung aber schon ab 16. Tirol und Vorarlberg kennen teils Sonderregelungen, wo die Prüfung bereits mit 14 bzw. 15 Jahren gestattet ist – die volle Jagdkarte gibt es aber überall erst ab 18.
Damit bleibt die Eigenverantwortung auf der Jagd österreichweit an die Volljährigkeit gebunden.
Jagdpsychologie: Warum schwer oft gut ist
Die Härte der Prüfungen hat einen Sinn: Wer den Druck einer umfassenden Ausbildung übersteht, beweist mehr als nur Wissen. Er zeigt Selbstdisziplin, Nervenstärke und Verantwortungsbewusstsein – Tugenden, die im entscheidenden Moment am Hochstand zählen. Gleichzeitig darf die Jagdprüfung aber nicht abschrecken. In Ländern mit extrem hohen Hürden kämpfen Jagdverbände längst mit Nachwuchssorgen.
Am schwersten ist die Jagdprüfung somit dort, wo Tradition, Gesetz und Verantwortung besonders eng verknüpft sind.
