Die Nacht im Blick: Das HIKMICRO Habrok HQ50LN im Jagdpraxistest
- Hans ARC
- 22. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

In den letzen Jahren hat sich ein Paradigmenwechsel in der Jägeroptik vollzogen: Wo früher Optikspezialisten versuchten, mit speziellen Vergütungen und Glaselementen die Lichttransmission bei Ferngläsern zu erhöhen, um helle, farbgetreue Bilder, selbst unter schwierigen Lichtverhältnissen zu liefern, rücken heute multispektrale Geräte an, die Wärmebild, Digitaloptik und Laserentfernungsmessung in einem Gehäuse vereinen.
Doch wann bringt Wärmebildtechnik dem Jäger wirklich Vorteile — und wo liegen ihre Grenzen? Das neue HIKMICRO Habrok Pro HQ50LN will genau dort ansetzen: Für den Pirschgang, den Ansitz und auch den Revierspaziergang in Dämmerung, Dunkelheit und bei Tag. In diesem Test geht Schuss und Stille tief hinein: In Technik, Praxis und listet auch alle Vor- und Nachteile auf.

Robuste Bauweise für raue Reviertage
Schon beim ersten Griff fällt das Gewicht auf. Fast ein Kilo bringt das Habrok mit sich, solide gebaut, gummiert, abgedichtet nach IP67. Kein filigranes High-Tech-Spielzeug, sondern ein robustes Instrument, geschaffen für Nächte, in denen Regen gegen die Kanzel prasselt oder die Berge im Nebel liegen.
Bildqualität, Detaildarstellung & Schwachstellen
Pluspunkte
Kontraste & Detailtreue: Im Thermalmodus zeigte das Gerät bis ~300 Meter ausgezeichnete Konturen – Beine, Wildkörper, vegetationsdurchbrochene Hintergründe – alles deutlich sichtbar.
Softwareoptimierung spürbar: Die Rauschminderung und Detailaufwertung durch den „Image Pro 2.0“-Algorithmus sind praxisrelevant spürbar, besonders bei mittlerem Vergrößerungsbereich.
Praxistauglichkeit unter widrigen Bedingungen: Regen, Dunst oder Nebel schmälerten die Wahrnehmung, aber die Robustheit des Geräts blieb unbeeindruckt – staub- und spritzwassergeschützt (IP67 laut Hersteller)
Schwächen & Kritik
Hohe Vergrößerung = Qualitätsverlust: Bei maximalem digitalen Zoom gehen Bildschärfe und Kontrast merklich zurück — typische Einschränkung digitaler Vergrößerung.
Firmware/Softwareprobleme: Einige Anwender kritisieren, dass bei bestimmten Einheiten die Thermalbildqualität schlechter sei als bei älteren Habrok-Modellen (bspw. HQ35L) – verschwommene Kanten, Halo-Effekte und verminderte Klarheit wurden genannt.
Gewicht & Handling bei Dauergebrauch: Fast 1 kg Gewicht (mit Akku) macht sich nach längerer Beobachtung bemerkbar — eingefleischte Pirschläufer werden leichtere Begleiter bevorzugen.
Akkuverbrauch bei aktivem Einsatz: Obwohl Hersteller 7 h Laufzeit angibt, sank die praktische Laufzeit in mehreren Testnächten (mit Laser-Strahler, häufiger Kanalwechsel etc.) auf ~4,5–5 h. Deshalb ist Ersatzakku Pflicht.
Wärmebilder in der Dämmerung
Im Revier zeigt sich schnell, was Wärmebild leisten kann. Noch bevor das letzte Restlicht erlischt, erscheinen die ersten warmen Silhouetten am Waldrand. Wo ein klassisches Fernglas längst nur dunkle Konturen wiedergibt, zeichnet das HQ50LN Rotwild, das im hohen Gras äst, als leuchtende Körper.

Stärken in völliger Dunkelheit
In mondlosen Nächten spielt das Habrok seine Stärken voll aus. Stücke lassen sich auf 200 bis 300 Meter zuverlässig identifizieren, Bewegungen sind früh erkennbar. Der eingebaute Laser-Entfernungsmesser ist ein nützliches Werkzeug: Ein Druck, und die Distanz zum Wild erscheint im Sucher.
Detailtreue und Grenzen
Beeindruckend ist die Bildqualität. Der neue 640er Sensor des Habrok HQ50LN und die Softwareoptimierung sorgen für scharfe Konturen, selbst wenn Nebel durchs Revier zieht. Kritik bleibt dennoch: Bei maximalem Digitalzoom bricht die Schärfe ein, und die Akkulaufzeit reicht selten für eine ganze Nacht.
Ein Erlebnis im Revier
In jener Nacht, als wir das große Habrok zum Test ausführten, wurde die Pirsch zu einem Erlebnis, das sich tief eingebrannt hat. Am pechschwarzen Dorfrand, zwischen Wald und Wiese, wo das bloße Auge längst versagte, leuchtete plötzlich ein Rotwild-Rudel im Wärmebild auf.
Ein kapitaler Hirsch hob sich scharf vom Hintergrund ab, jeder Atemzug, jede Bewegung sichtbar. Wir glitten in die Hocke, hielten den Atem an, während er Schritt für Schritt näherkam – so nah, dass uns das Gefühl beschlich, er könne unser Herzklopfen hören. Weniger als fünf Meter trennten uns schließlich. Ein Augenblick, in dem Zeit und Raum stillstanden, getragen nur vom unsichtbaren Blick durch das Wärmebild – und doch so real wie kaum etwas zuvor.

Und auch am helllichten Tag entfaltet die Technik ihre stille Magie. Beim Pirschen in den Bergen, dort wo Hänge endlos scheinen und jeder Schritt wohl überlegt sein muss, verrät das Wärmebild schon aus großer Distanz, wo Wild steht oder zieht. Mit dem Fernglas lässt sich das Stück dann sicher ansprechen, bevor man es bedacht angeht.
Es ist, als ob man den Berg mit neuen Augen sieht – klarer, ehrlicher und zugleich respektvoller gegenüber dem Wild, dessen Lebensraum man betritt.

Die Habrok-Familie im Überblick
Die Habrok-Reihe gibt es nicht nur in der großen HQ50LN-Version, sondern in mehreren Ausführungen, die unterschiedliche Einsatzbereiche abdecken. In der Habrok-4K-Linie beginnt das Spektrum mit dem handlichen HE25L/LN, das mit einem 25-mm-Thermalmodul und 4K-Digitalkanal vor allem für die Pirsch bei Tag und Nacht gedacht ist. Preislich liegt es mit rund 1.500 bis 2.000 Euro vergleichsweise günstig. Darüber rangiert das HQ35L/LN, das bereits den großen 640×512-Thermalsensor mit 35-mm-Optik und den 4K-Kanal kombiniert – ein Allrounder für viele Reviere, meist im Bereich um 3.250 bis 3.300 Euro.
Für Jäger, die maximale Reichweite und Detailtreue suchen, bietet die Habrok-Pro-Serie noch mehr Reserven. Das bekannte HQ50L/HQ50LN mit 50-mm-Thermallinse und 4K-Digitalkanal liegt je nach Händler bei etwa 3.700 bis 4.200 Euro. Die Spitze markiert das neue HX60L/HX60LN, das mit einem 1280×1024-Sensor und 60-mm-Optik derzeit zu den leistungsstärksten Geräten am Markt zählt – hier bewegen sich die Preise um die 6.000 Euro.
Für wen lohnt sich die Investition?

Am Ende bleibt die Jagd immer mehr als Ausrüstung – sie ist Begegnung, Verantwortung und ein tiefes Erleben von Natur. Das Habrok HQ50LN und seine Schwestermodelle sind keine Spielerei, sondern Werkzeuge, die uns ermöglichen, auch in jenen Stunden sicher und bewusst zu handeln, in denen das Auge längst versagt. Sie schenken Klarheit in der Nacht, eröffnen uns Einblicke am Tag und bewahren zugleich jene Ehrfurcht, die uns mit dem Wild verbindet.
Ob leichter Pirschbegleiter, vielseitiger Allrounder oder High-End-Gerät für die Nachtjagd: Die Habrok-Modelle decken die ganze Bandbreite ab. Damit kann jeder Jäger genau jene Kombination wählen, die seinem Revier und seinen jagdlichen Ansprüchen entspricht. Erhältlich sind die HIKMICRO Habrok-Ferngläser im Jagdfachhandel und auch bei Waffendoc Gregor Unterberger in Paternion/Kärnten.






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