Ratgeber! Der Fangschuss - Wenn plötzlich jede Sekunde zählt!
- Hans ARC
- 14. Okt.
- 5 Min. Lesezeit

Der Fangschuss ist das härteste Kapitel der Jagd. Es ist jener Moment, in dem Erfahrung, Ruhe, Technik — und zuletzt die Entscheidung des Jägers — über Gelingen oder Leiden entscheiden. Jörg Burgstaller, erfahrener Jäger, Waffenexperte und österreichischer Importeur von SIG Sauer, spricht aus jahrzehntelanger Praxis: „Der Fangschuss ist kein Zufallsschuss. Wer glaubt, eine Kurzwaffe in die Hand zu nehmen und dann wird’s schon gehen, irrt gewaltig.“
Kurzwaffe nur mit Verstand und Training
Rechtlich werden Kurzwaffen in Österreich unter engen Voraussetzungen geführt — und bei der Jagd vor allem als Nachsuch- und Fangschusswaffen eingesetzt. Burgstaller betont: „Die Waffenbesitzkarte und ein gültiger Jagdschein sind zwar die Grundvoraussetzung. Aber rechtlich zu dürfen ist nicht gleichbedeutend damit, vorbereitet zu sein.“
Die Realität: Ein Fangschuss ist dynamisch, hektisch, oft bei Dämmerung — und auf sehr kurze Distanzen. Burgstaller nennt klare Zahlen: „Bei einer Nachsuche sprechen wir meist von Entfernungen zwischen 0 und 5 Metern. Alles darüber — zehn Meter zum Beispiel — ist schon viel und kann die Wirkung massiv verändern.“
Das heißt: Die Kurzwaffe ist jagdlich gesehen ein spezialisiertes Werkzeug, das intensives Üben voraussetzt. „Kurzwaffen sind fordernd — sowohl hinsichtlich Handhabung als auch Gefahrenpotenzial“, warnt Burgstaller: „Wer nie mit der Pistole geübt hat, wird in Stressmomenten schnell an seine Grenzen stoßen.“

Gefahren beim Schuss aus nächster Nähe
Ein Schuss aus nächster Nähe birgt eigene, oft unterschätzte Risiken: Überpenetration und Durchschüsse können Unbeteiligte oder die eigene Position gefährden, Abpraller von Knochen- oder Gewebsfragmenten werden zu sekundären Projektilen. Der Mündungsdruck und Rückstoß wirken auf kürzester Distanz deutlich stärker, und die Präzision leidet durch hektische Bewegungen und Adrenalin.
Außerdem erhöht sich das Risiko, nur anzuschießen und das Tier nicht sofort zu töten. Praktisch bedeutet das: Nur dann schießen, wenn die Schusslinie absolut frei ist, Mitjäger und Hunde in sicherer Entfernung sind, ein geeigneter Kugelfang (oder ausreichende Erdboden- oder Vegetationsdämpfung) vorhanden ist und das gewählte Kaliber sowie das Geschossverhalten für einen sicheren Soforttreffer auf sehr kurze Distanz geeignet sind.

Kaliberwahl — Stoppwirkung vor Krawall
Ein zentraler Punkt beim Thema Fangschuss ist die Munitionswahl. Burgstaller: „Die 9 mm hat bei Fangschüssen sehr begrenzte Reserven. Meine Empfehlung in der Praxis geht in Richtung .45 ACP oder 10 mm Auto — weil diese Kaliber mehr Stoppwirkung und größere Erfolgsaussichten bieten.“
Wichtig ist zudem die Geschosswahl: Vollmantel vs. Deformations-Geschoss — jedes hat Vor- und Nachteile bei Penetration und Energieabgabe. Burgstaller: „Es gibt kein Allheilmittel — aber man sollte eine Munition wählen, die in kurzer Distanz zuverlässig wirkt und dabei nicht unnötig überpenetriert.“
Technik — modular, schnell, verlässlich
SIG Sauer-Modelle wie die P320 bieten laut Waffenexperte Burgstaller für Jäger einen praktischen Vorteil: Modularität. „Man kann Lauf, Griff und Module wechseln — aus einer Waffe wird je nach Bedarf eine Nachsuch- oder Sportwaffe für das Training. Die Fire Control Unit ist bei SIG Sauer das Herzstück.“ Praktisch bedeutet das: eine Lösung für unterschiedliche Anforderungen — vorausgesetzt, man beherrscht jede Konfiguration.
Zur Ausstattung einer jagdlich geführte Kurzwaffe gehören für Burgstaller außerdem eine verlässliche Visierung. Leuchtpunkt oder Laser, Kimme und Korn sind oft zu wenig, sowie eine eine starke Taschenlampe für Dämmerung, und eine sichere Holster-/Trageführung. „Wer im Dunkeln sucht, braucht Licht und Zielführung — nicht Experimente.“
Psychologie — die unsichtbare Schussbahn
Noch wichtiger als Technik ist der Kopf. Der psychologische Faktor ist riesig. In einer Nachsuche herrscht Stress: Adrenalin, Herzrasen, Zeitdruck. Die Entscheidung, den Fangschuss abzugeben, ist hochgradig belastend — nicht nur technisch, sondern emotional. Die Folgen reichen von Erleichterung bis zu anhaltender Belastung. Deshalb gilt der Rat zu klarer mentaler Vorbereitung:
Mentales Training und realistische Übungsszenarien am Schießstand.
Bewusstes Abarbeiten einer Routine: Sichtkontakt, sichere Schusslinie, Rückzugsmöglichkeiten, Notfallkommunikation.
Nach dem Schuss: Ruhe bewahren, Versorgung der Waffe, angemessene Nachsorge für verletztes Wild — und ein offenes Gespräch mit Jagdkollegen.
Wer sich psychisch überfordert fühlt, sollte das Thema außerdem nicht tabuisieren: Reden hilft. Viele Jäger unterschätzen, wie sehr ihnen ein dramatischer Fangschuss nachhängt.

Praxis-Tipps vom Kurzwaffen-Experten
Üben, üben, üben — vor allem unter Zeitdruck und mit wechselnden Lichtverhältnissen.
Kurzdistanz-Training: gezieltes Schießen auf Entfernungen unter 5 m, gefolgt von Nachsuchen-Drills (Sicherheit zuerst).
Kaliberwahl überdenken: 9 mm ist leicht handhabbar, .45 oder 10 mm liefern mehr Stoppwirkung.
Ausrüstung: Leuchtpunktvisier/Lasermodul + starke, zuverlässige Lampe. Holster, die schnellen, sicheren Zugriff ermöglichen.
Munition: abgestimmte Geschosse wählen — Penetration vs. Aufpilzung im Blick behalten.
Recht & Dokumentation: Immer legal handeln. Sollte doch einmal etwas daneben gegangen sein, alle Maßnahmen nach Schuss dokumentieren und Behörde/Rettungskette beachten.

Vorbereitung rettet Würde
Der jagdliche Fangschuss ist somit mehr als ein technischer Akt; er ist menschlich und schwerwiegend. Burgstaller bringt es auf den Punkt: „Wer sich ernsthaft mit Nachsuche beschäftigt, macht sich fit — technisch und psychisch. Dann ist die Kurzwaffe ein sinnvolles Werkzeug. Ohne Vorbereitung wird sie zur Gefahr.“
In der Praxis entscheidet nicht die Waffe, sondern die Verantwortung des Schützen. Wer übt, reflektiert und psychisch vorbereitet ist, schenkt dem Wild ein schnelles Ende — und sich selbst den Frieden, mit der richtigen Entscheidung gehandelt zu haben.
Welche SIG Sauer-Modelle eignen sich für Jäger?
SIG P320 (Modular) — der Allrounder für Nachsuche & Fangschuss

Modular, anpassbar, leicht zu trainieren. Das modulare System erlaubt Wechsel von Griffstück, Lauflänge und Kaliber-Modulen — ideal, wenn man eine Waffe für unterschiedliche Einsatzzwecke (Nachsuche vs. Stand) aus einer Plattform aufbauen will. Empfohlene Kaliber/Setups: .45 ACP oder 10 mm (für bessere Stoppwirkung). Kompakt-Varianten (Compact/XCompact) sind führig.
Top-Wahl für Jäger, die modular denken und eine Waffe wollen, die man an Aufgaben anpassen kann.
SIG P220 / SIG 1911-Serie (.45 ACP) — Starke Stoppwirkung

„Oldschool“-Power mit hoher Stoppwirkung. .45 ACP-Plattformen liefern deutlich mehr Massetransfer als 9 mm; damit bessere Chance auf sauberen Fangschuss auf sehr kurze Distanzen. P227 ist moderner, 1911 klassisch mit präzisem Abzug.
Gute Wahl, wenn der Fokus auf maximaler Stoppwirkung liegt — Gewicht und Rückstoß sind aber zu bedenken.
SIG P226 (Dienstkaliber-Varianten) — bewährt & robust

Erprobte Dauergäste, gut handhabbar. Solide Bauweise, viele Kaliberoptionen (.357 SIG, .40 S&W, 9 mm). Vor allem P229 als kompakter Dienstrevolver-Ersatz.
Robust und zuverlässig — brauchbar, wenn Kaliber/Geschoss sinnvoll gewählt werden.
SIG 1911-Modelle (Custom/.45) — präzise, wenn geführt und geübt

Präzisionsabzug, hohe Trefferchance bei geübten Schützen. Ergonomisch, sauberer Single-Action-Abzug, exzellente Präzision auf kurze Distanz.
Für jene, die das Handling lieben und das Gewicht nicht scheuen.









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