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Wenn ein "altes Eisen" wieder mit auf die Jagd geht

Waffendoc Gregor Unterberger ist ein Meister, wenn es darum geht, alte Jagdwaffen wieder im neuen Glanz erstrahlen zu lassen.
Waffendoc Gregor Unterberger ist ein Meister, wenn es darum geht, alte Jagdwaffen wieder im neuen Glanz erstrahlen zu lassen.

Es riecht nach Öl, Holzstaub und Metallspäne. In der Werkstatt von Gregor Unterberger, dem Büchsenmachermeister, den viele nur den „Waffendoc“ nennen, tickt die Zeit etwas anders. Zwischen Schraubstock, alten Schäftungen und modernen Zielfernrohren liegen Jagdgeschichten in Metall.


„Weißt du, was passiert, wenn ein Jungjäger ein altes Gewehr vom Opa zuhause stehen hat?“, fragt Gregor, während seine Finger fast automatisch über eine brünierte Basküle streichen. „Die meisten glauben, das Ding ist wertlos und rein rechnerisch stimmt das sogar. Aber ideell? Ideell ist es unbezahlbar.“



Der stille Wert alter Waffen


Im Jagdalltag werden neue Büchsen heute wie Smartphones gekauft:  Seriennummern statt Seele, Neon statt Nuance. Und doch – in vielen Jäger-Haushalten steht irgendwo ein altes Gewehr, ein Stück Jagdgeschichte, das mehr über eine Familie erzählt als jedes Stammbuch.


Oft sind es Waffen, die Jahrzehnte in einem Schrank lagerten. Vom Vater übernommen, vom Großvater oder Urgroßvater erjagt und irgendwann verschenkt an den Jungjäger, der jetzt mit modernem Zielfernrohr und neuen Erwartungen seine Jagdkarriere antritt. „Und genau dort“, sagt Gregor, „beginnt meine Arbeit.“



Handwerk gegen das Vergessen


Mit dem Fortis brachte Leica ein modernes Zielfernglas in Hochglanz-Optik auf den Markt, das perfekt mit alten Jagdwaffen harmoniert.
Mit dem Fortis brachte Leica ein modernes Zielfernglas in Hochglanz-Optik auf den Markt, das perfekt mit alten Jagdwaffen harmoniert.

„Die meisten Gebrauchtwaffen sind heute am Markt null wert“, sagt er nüchtern. „Aber genau dort entsteht die wahre Wertschöpfung. Weil ich etwas mache, was kaum noch jemand macht: Ich schenke diesen alten Waffen ein zweites Leben.“


Der Prozess dauert Wochen, manchmal sogar Monate. Risse im Holz werden geöffnet, stabilisiert, veredelt. Verschleißteile ersetzt. Die Brünierung neu gemacht. Lauf und System geprüft, ein neues Zielfernrohr montiert. Und dabei ist dem Büchsenmachermeister dieser Blick wichtig, den es für die Balance zwischen damals und heute braucht.


Denn nicht jede alte Waffe trägt ein modernes 56er Glas mit Ballistiktürmen. „Du musst ein Gefühl haben“, sagt Gregor. „Fast wie ein Künstler.“ Manche Läufe vertragen nur kleine, feine Optiken. Manche Schäfte wollen klassische Linien. Manche Waffen schreien hingegen nach einem neuen Kaliber, andere nach einem Einschublauf für eine nostalgische Jagd.


Das Ergebnis? Ein Jagdgewehr, das nicht nur technisch wieder taugt – sondern wieder auf der Jagd geführt wird.



Ein Stück Jagdgeschichte zu führen, ist etwas ganz Besonderes.
Ein Stück Jagdgeschichte zu führen, ist etwas ganz Besonderes.

Wenn Männer mit Tränen zurückkommen


Der „Waffendoc“ erzählt: „Es ist oft so“, sagt er, „nach der Restaurierung kommen die Leute zurück. Und wenn ich ihnen die alte Waffe in die Hand drücke, hat so mancher plötzlich Tränen in den Augen. Nicht, weil die Waffe so schön wieder ist, sondern weil die Erinnerung plötzlich wieder greifbar wird. Weil sie auf einmal wieder das Gewehr vom Vater, dem Opa oder sogar den Uropa in der Hand haben – und dieses jetzt selbst die nächsten Jahrzehnte führen können.“


Es sind nämlich meist Waffen aus den 1960ern oder 1970ern, oft gekauft von Jägern, die damals wenig hatten, aber eines: Stolz. Sie sparten monatelang, ließen Monogramme eingravieren, suchten sich Schaftholz aus, als ob es ein Ring zur Verlobung wäre. Und jetzt? Werden diese Stücke wieder Teil eines neuen Jägerlebens.


Waffendoc Gregor Unterberger in seinem Atelier im Kärntner Drautal.
Waffendoc Gregor Unterberger in seinem Atelier im Kärntner Drautal.

Tradition, die man spürt – nicht nur sieht


Oft beginnt es noch viel früher: alte Kipplaufbüchsen oder Hahnflinten aus den 1920ern. Kaliber, die man heute kaum mehr kennt. Läufe wie Geschichten aus einer anderen Zeit. „Da kannst du Einschubläufe machen, kleine Ziffernrohre montieren – und plötzlich wird aus einem Museumsstück eine feine Waffe für die Murmel- oder Hahnenjagd. Und das ist dann eine Jagd, wie sie früher war. Die man heute kaum mehr erlebt. Und die genau wegen solcher Gewehre kurz wiederkehrt.“


Ein modernes Plastikgewehr mag für viele moderne Jäger funktionieren. Aber es trägt nichts Persönliches in sich. Keine Geschichte. Keine Hand, die es überreicht hat. Kein Opa, der sagte: „Auf das Gewehr pass aber auf, Bua.“


In Gregors Werkstatt lernt man eines: Gewehre altern wie Menschen. Manche würdevoll. Manche mit Narben. Manche mit Rissen. Doch alle können wieder aufstehen – wenn jemand sie versteht. Und wer mit so einem restaurierten Stück wieder auf die Jagd geht, der geht anders. Bedachter. Ruhiger. Dankbarer.


„Die Freude ist die dreifache“, sagt Gregor. „Weil jede Jagd mit einer restaurierten Waffe eine Geschichte weiterschreibt.“


Und vielleicht ist genau das der wahre Wert des Weidwerks: Nicht das neue Glas. Nicht der perfekte Schuss. Sondern das Bewahren dessen, was vor uns war.

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