Merkel K3 – die grazile Königin der Berge
- Hans ARC
- 3. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Wer auf die Jagd ins Hochgebirge zieht, weiß: jedes Gramm zählt. Steile Kare, lange Anstiege und anspruchsvolle Schüsse in exponiertem Gelände verlangen nach einer Waffe, die nicht nur zuverlässig und präzise ist, sondern auch leicht und führig. In genau diesem Segment hat sich die Merkel K3 in den letzten Jahren einen besonderen Ruf erarbeitet – als elegante Kipplaufbüchse für Puristen und Bergjäger.
Schlank, leicht und auf Jägerinnen zugeschnitten
Die K3 ist auf den ersten Blick eine klassische Kipplaufbüchse. Doch im Detail offenbart sie ihre Raffinesse: ein leichter Duralumin-Systemkasten, kombiniert mit dem stabilen Jeager-Tilt-Block-Verschluss (Suhler Kippblock) und Handspanner. Das Ergebnis: eine extrem schmale, zierliche Bauform, die dennoch höchste Stabilität gewährleistet.
Mit einem Gewicht von rund 2,4 kg (5,3 lb), einer Gesamtlänge von ca. 91 cm und einer Lauflänge von 51 cm (20 in) ist die Waffe ein Musterbeispiel an Reduktion. Besonders die Variante „Extreme“ mit kurzem Vorderschaft unterstreicht diesen Charakter: kein Gramm zu viel, alles kompromisslos auf Bergjagd ausgelegt.
Ein weiterer Pluspunkt: Merkel hat den Schaft bewusst auch an die Bedürfnisse von Jägerinnen angepasst. Schmaler, kürzer, ergonomisch abgestimmt – die K3 liegt sanft in der Schulter und lässt sich auch bei kleinerer Körperstatur optimal führen.
Technik im Detail
Kaliberoptionen: von .223 Rem bis 8x57 IRS – im Test führten wir sie im Kaliber .270 Win.
Abzug: Direktabzug, titanium-nitriert, werkseitig auf 600 g (21 oz) eingestellt, einstellbar auf 400/600/800 g.
Zerlegbarkeit: Die K3 lässt sich in unter 10 Sekunden zerlegen – praktisch auf Reisen und im Revier.
Visierung: In der Extrem-Version typischerweise ohne offene Visierung, ausgelegt für Zielfernrohrmontage.
Montage: Suhler Einhak- bzw. Ein-Schiebe-Montage – robust und wiederkehrgenau.

Praxis im Hochgebirge – .270 Win mit Schalldämpfer
Auf den steilen Pirschgängen im Hochgebirge zeigte sich die Kombination aus Merkel K3, Freyr & Devik Schalldämpfer und Zeiss V6 5–30x50 von ihrer besten Seite.
Das Kaliber .270 Win harmoniert hervorragend mit dem Konzept: gestreckte Flugbahn, hohe Energie auch auf Distanz, gleichzeitig gut kontrollierbarer Rückstoß. Mit Schalldämpfer wird der Schuss nicht nur angenehm, sondern auch deutlich leiser. Gerade bei längeren Jagden schont das den Gehörsinn und reduziert Wildflucht nach dem ersten Schuss.
Gamsjagd in steilen Karen
Besonders eindrucksvoll bewährte sich die K3 auf einer Gamsjagd in hochalpinen Karen. Der Anstieg war lang, der Rucksack schwer – jede zusätzliche Last macht sich hier doppelt bemerkbar. Oben, im Geröllhang unter den Felsen, zeigte sich plötzlich ein uralter alleine ziehender Bock. Beim Anlegen aus angestrengtem Atem heraus wurde deutlich: die Leichtigkeit der K3 ist Segen und Herausforderung zugleich.
Denn so führig und angenehm sie im Aufstieg ist, so verlangt sie beim Schuss ein sicheres Können. Leichte Waffen liegen nicht so satt und ruhig wie ein schwerer Repetierer. Der Schuss will kontrolliert abgegeben sein, der Anschlag stabil, die Atmung im Griff. Für routinierte Schützen und Schützinnen bietet die K3 höchste Präzision – wer unsauber abzieht, bekommt ihre Leichtigkeit allerdings unmittelbar zu spüren.
Handlich trotz Optik und Schalldämpfer
Viele leichte Kipplaufbüchsen verlieren mit Schalldämpfer an Balance. Nicht so die K3: Selbst mit montiertem Freyr & Devik bleibt die Waffe kompakt und führig. Der Rückstoß wird spürbar gemildert, die Nachzielphase ist ruhig und kontrollierbar. Besonders auf der Pirsch erwies sich die Kombination als praxisnah – auch nach langen Märschen kein Gefühl von Überlastung.
Der Nachfolger: Merkel K5 – Fortschritt mit Schönheitsfehler
Leider wird die K3 nicht mehr produziert. Mit der Merkel K5 hat der Suhler Traditionshersteller jedoch schon längst die Nachfolgerin vorgestellt. Technisch noch moderner, noch schlanker, mit optionalen Lauflängen von 51, 56 oder 60 cm. Das Gewicht liegt bei nur ca. 2,3 kg – also noch einmal etwas leichter als die K3.
Auch der Abzug wurde verfeinert: ab Werk bei 600 g, präzise einstellbar, mit breiterer Auslösefläche. Die Linienführung ist extrem filigran, die Gravuren variieren von schlicht „Black“ bis hin zu aufwendigen Arabesque- oder Jagd-Motiven.
Doch es gibt einen Kritikpunkt: die auffällige „K5“-Beschriftung am Systemkasten. Während die K3 einfach nur einen schwarzen Systemkasten hatte war, wirkt die neue K5-Prägung manchen Jägern zu plakativ – ein Bruch mit der klassischen Eleganz.







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