Wie ein Fernglas, nur in der Nacht: das NOCPIX Quest H35R im Revier
- Hans ARC
- 17. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

In der Dämmerung in der Kanzel. Es ist diese eine Stunde, wenn das Schwarzwild aktiv wird. Ich halte das NOCPIX Quest H35R in beiden Händen, justiere den Dioptrienring für das rechte Auge, dann das linke – beide Augen scharf, klar wie bei einem guten Glas. Als bereits der erste Hirsch langsam die Bühne betritt, spüre ich: Hier ist nicht nur Technik, hier ist Jagdgefühl, verbunden mit moderner Wärmebildtechnik.
Ein Gerät, das in seiner Klasse Maßstäbe setzt
Das QUEST H35R ist kein Schnäppchen, und das darf man auch so sagen. In deutschsprachigen bzw. mitteleuropäischen Shops liegt der Preis bei rund 2.600 bis 2.700 Euro. Damit liegt es in der unteren Premiumklasse, aber noch weit unter den absoluten Topgeräten, die preislich oft bei 4.000 Euro und mehr liegen, je nach Ausstattung.
Für das, was man bekommt – sehr gute Sensorauflösung, scharfe Optik, Dual-Blick, Dioptrienjustage pro Auge, leistungsfähiger Akku, IP67-Schutz – ist dieser Preis in seiner Klasse attraktiv. Wer rein auf Leistung achtet und bereit ist, deutlich mehr zu investieren, bekommt naturgemäß Geräte mit noch höherer Reichweite oder noch feineren Sensoren; aber das H35R bietet für viele jagdliche Bedürfnisse ein sehr gutes Gesamtpaket.
Warum Handhabung & Sehkomfort ein echtes Plus sind

Während bei anderen Wärmebildgeräte oft das Monokular dominiert und die Fokussierung über Menüs und Tasten läuft, verriet mir schon der erste Griff, dass dieses Gerät anders ist. Keine umständliche Menülogik, kein fummeliges Bedienelement, sondern klare Ringe zur Schärfe- und Fokusverstellung – fast so, als hielte man ein klassisches Fernglas in den Händen. Besonders für ältere Jäger ist das ein Segen, weil jedes Auge individuell angepasst werden kann und das ermüdungsfreie Beobachten damit viel leichter fällt. Die optische Vergrößerung (3×) reicht gut für Tierbewegungen in mittlerer Entfernung, digitale Vergrößerung kann helfen, hat aber ihre Grenzen hinsichtlich Rauschverhalten und Bilddetails. Doch für Ansitz und Bewegungsjagd reicht das Gerät voll aus.
Gedanken zur Marke und Marktposition

Spannend auch die Hintergrundgeschichte der Marke. NOCPIX ist neu und wurde offenbar von InfiRay ins Leben gerufen, um nach politischen Turbulenzen einen Neustart am europäischen Markt zu wagen. Offiziell bestätigt ist das zwar nicht, aber in der Szene kursieren entsprechende Informationen, auch Waffenexperte Gregor Unterberger hat mir diese Hintergründe geschildert. Fakt ist: NOCPIX tritt mit einem enormen technischen Anspruch auf und will sich ganz vorne positionieren.
Mein Ansitz unter dem H35R
Unterm Strich ist das H35R ein Binokular, das traditionelle Sehgewohnheiten mit modernster Wärmebildtechnik verbindet. Wer schon einmal in einer kalten Nacht auf dem Hochsitz saß und mühsam mit unscharfen Displays gekämpft hat, wird diesen Unterschied sofort spüren. Für mich war es ein Test voller Eindrücke, auch wenn die Sauen sich verweigerten. Das Rotwild aber, das mir durchs Gesichtsfeld zog, konnte ich klar und ermüdungsfrei beobachten.
Die Wärmequellen waren gestochen scharf, die Bilddarstellung auf den hellen AMOLED-Displays brillant. Gerade das beidäugige Sehen entlastet ungemein – wer bislang nur Monokulare genutzt hat, kennt das flaue Gefühl im Kopf, wenn man über Stunden einäugig beobachtet. Mit dem Quest verschwindet dieses Problem.
Technisch steckt im H35R ein hochauflösender 640er-Sensor mit 12 Mikrometer Pixelgröße und einer Empfindlichkeit von weniger als 15 Millikelvin. Das klingt nach Zahlenakrobatik, in der Praxis bedeutet es, dass selbst kleinste Temperaturunterschiede sichtbar werden. Auch bei feuchter Luft oder leichtem Nebel zeichnen sich Wildkörper sauber ab. Das 35-Millimeter-Objektiv liefert einen Grundzoom von etwa dreifach, digital lässt sich weiter vergrößern. Natürlich nimmt die Bildqualität mit steigendem Zoom ab, doch für den Ansitz im Revier reicht das vollkommen aus.
Praktisch erwies sich auch die Kombination aus fest verbautem Akku und einem austauschbaren 18650er. Im Normalbetrieb hielt die Energiequelle mehrere Stunden, wer jedoch Videoaufnahmen oder das integrierte Wi-Fi nutzt, sollte Ersatzakkus einpacken. Denn neben der Bildqualität punktet das Quest auch mit Konnektivität.
Die hauseigene Smartphone-App erlaubt es, Fotos und Videos direkt aufs Handy zu übertragen, Livebilder zu streamen und sogar manche Einstellungen auszulagern. Damit lässt sich das Erlebte nicht nur dokumentieren, sondern auch mit Jagdfreunden teilen oder für die Nachsuche vorbereiten.
Das QUEST H35R ist für mich mehr als ein technisches Spielzeug – es ist ein Jagdwerkzeug, das den Komfort und Sehkomfort deutlich hebt. Für ältere Jäger, für Ansitz, für Leute, die viele Nächte draußen verbringen, ist es eine echte Empfehlung. Ja, es gibt bessere Geräte – mit längerer Reichweite, noch besserer Bildqualität oder speziellen Sensoren – aber die kosten dann deutlich mehr. Wer Qualität, Handhabung und Vielseitigkeit will, wird mit dem H35R in dieser Preisklasse kaum etwas Besseres finden.










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